Interprofessionelles Management neurologischer Leitsysteme
14. Dez 2025
Das Projekt „Interprofessionelles Management neurologischer Leitsymptome“ stellt eine innovative Lehrveranstaltung dar, die im Rahmen des Mantelstudiums „Projekte Clinical Medicine (PCM)“ an der Medizinischen Fakultät Basel entwickelt wurde. Es richtet sich an Medizinstudierende im dritten Bachelorstudienjahr und zielt darauf ab, die interprofessionelle Zusammenarbeit in der klinischen Medizin zu fördern. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Umsetzung des von der Weltgesundheitsorganisation formulierten Prinzips, wonach Studierende verschiedener Gesundheitsberufe miteinander lernen, um effektiver zusammenzuarbeiten und Ergebnisse für Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern. Mit der Reha Rheinfelden konnte ein idealer Partner gefunden werden, da die Klinik nicht nur als Lehrkrankenhaus der Universität Basel dient, sondern auch Pflegefachpersonen, Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten und Logopäden ausbildet und somit beste Voraussetzungen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit schafft.
"Die essentielle Rolle der Kommunikation für die Patientenversorgung – und Zufriedenheit wird sehr deutlich."
Das Projekt verfolgt das Ziel, zukünftige Fachpersonen des Gesundheitswesens gezielt auf die Herausforderungen einer kollaborativen, patientenzentrierten Versorgung vorzubereiten. Zentrale Anliegen sind die Auseinandersetzung mit neurologischen Kernsymptomen, die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit und die Erweiterung des Fachwissens über die Grenzen der eigenen Profession hinaus. Medizinstudierende der Universität Basel arbeiten hierbei eng mit Studierenden der Pflege, der Physiotherapie und der Ergotherapie zusammen. Neben dem Erwerb zusätzlicher Fachkenntnisse ermöglicht dies ein vertieftes Verständnis für die Arbeitsweise der anderen Gesundheitsberufe.
Strukturell umfasst das Projekt fünf halbtägige Unterrichtseinheiten, die jeweils an einem Mittwochnachmittag in der Reha Rheinfelden stattfinden. Die ersten vier Sitzungen sind der Erarbeitung, Diskussion und praktischen Anwendung symptomorientierter Konzepte gewidmet, während die fünfte Einheit dem Abschluss und der Präsentation dient. Inhaltlich fokussiert sich das Lernangebot auf zentrale neurologische Leitsymptome, darunter motorische Störungen, Störungen der Wahrnehmung und Kognition, Bewegungsstörungen sowie Gleichgewichtsstörungen. Der Ablauf eines Nachmittags folgt einem klaren Aufbau: Zunächst bereiten die Studierenden Inputreferate zu Diagnose, Pflege und Therapie vor, die anschließend in der interprofessionellen Lerngruppe diskutiert werden. Darauf folgt eine praktische Übung am Patienten unter Anleitung der Dozierenden, stets in kleineren Gruppen, um eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Fallbeispielen zu ermöglichen. Den Abschluss bildet die gemeinsame Erstellung eines interprofessionellen Behandlungsplans.
"Die anderen Schwerpunkte und Wahrnehmungen der unterschiedlichen Disziplinen werden durch diesen spannenden Austausch deutlich."
Für die Umsetzung dieses Pilotprojekts konnte ein erfahrenes Leitungsteam gewonnen werden, das die verschiedenen Gesundheitsdisziplinen repräsentiert und die Studierenden im Lernprozess begleitet. Zum Team gehören PD Dr. med. Ulrike Bonati, Prof. Dr. med. Leo Bonati, Karen Ziegler (Leiterin Berufsbildung Pflege), Anja Giessler (Hauptberufliche Berufsbildnerin), Philipp Ganz (Co-Leiter Physiotherapie stationär) und Sabine Giuoco (Leiterin Ergotherapie). Sie stellen sicher, dass die Inhalte praxisnah und aus verschiedenen professionellen Blickwinkeln vermittelt werden, und unterstützen zudem die Studierenden bei der Vorbereitung und Durchführung ihrer Beiträge.
Die Rückmeldungen aus dem Pilotdurchlauf waren ausgesprochen positiv. Studierende hoben insbesondere die Möglichkeit hervor, direkt von den Perspektiven der anderen Berufsgruppen zu profitieren und gemeinsam Lösungsansätze für komplexe neurologische Problemstellungen zu erarbeiten. Für die Lehrenden zeigte sich, dass im Verlauf des Projekts einzelne Anpassungen sinnvoll waren – beispielsweise die Erweiterung der Inputreferate durch Studierende aller Disziplinen, um das interprofessionelle Prinzip noch stärker zu verankern.
Aufgrund der erfreulichen Resonanz wird der Kurs im kommenden Jahr fortgeführt und weiterentwickelt. Bereits im Frühjahrssemester 2026 ist er für Medizinstudierende voll belegt. Für die weiteren Berufsgruppen ist geplant, die Teilnahme verstärkt mit deren Stundenplänen zu koordinieren, um eine noch breitere interprofessionelle Zusammenarbeit zu ermöglichen. Damit setzt das Projekt ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der medizinischen Ausbildung und zeigt exemplarisch, wie interprofessionelles Lernen zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen kann.
Teammitglieder
PD Dr. med. Ulrike Bonati (FMH Neurologie,
Privatdozentin für Neurologie an der Medizinischen
Fakultät Basel und Global Senior Medical
Director bei F. Hoffmann-La Roche Ltd.),
Prof. Dr. med. Leo Bonati (CEO / Med. Direktor),
Karen Ziegler (Leiterin Berufsbildung Pflege),
Anja Giessler (Hauptberufliche Berufsbildnerin),
Philipp Ganz (Co-Leiter Physiotherapie stationär)
und Sabine Giuoco (Leiterin Ergotherapie)