Parkinson bleibt von grosser Aktualität

Es stehen uns grosse Herausforderungen bevor, wofür sich aber auch vielversprechende Lösungsansätze anbieten.

In der Schweiz leben mehr als 15’000 Menschen mit Parkinson, weltweit mehr als 7 Millionen. Und mit dem Älterwerden unserer Gesellschaft erwarten wir in der Zukunft eine deutliche Zunahme der Betroffenen. Parkinson ist nach Alzheimer die häufigste neurodegenerative Erkrankung.

Die letzten Jahre haben uns viele neue Erkenntnisse gebracht und bisherige Dogmen umgestossen. Der Krankheitsprozess ist weit ausgedehnter als bisher gedacht, beginnt bereits Jahre vor den ersten Symptomen wie Zittern (Tremor) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinesie) und erklärt auch die zahlreichen leider häufig verkannten nicht-motorischen Symptome, welche die Selbstständigkeit und Lebensqualität beeinträchtigen.

Dank der Grundlagenforschung verstehen wir die molekularen Krankheitsmechanismen besser, auch die vielfältigen Ursachen, welche die unterschiedlichen Krankheitsverläufe erklären. Diese Fortschritte machen Hoffnung auf personalisierte Therapien in einer näheren Zukunft, die gezielt die Ursache behandeln und damit das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Meine Prioritäten sind die Neurorehabilitation und die komplexe Behandlung von Parkinson.

Wir führen in einer internationalen Zusammenarbeit mit Zentrumsspitälern in Europa eine Therapiestudie bei Parkinson und den atypischen Parkinsonerkrankungen durch, die wir bald auch in der Reha Rheinfelden starten werden. Dazu entwickeln wir eine präzisere Bewegungsanalyse mittels tragbarer Sensoren, die eine bessere Evaluierung und damit Individualisierung der Therapie erlauben wird. Weitere Therapiestudien sind dank dieser Kooperation geplant.

Zur Neurorehabilitation gehört sportliche Betätigung, was ich fördern möchte. Grosse Bevölkerungsstudien zeigen klar, dass regelmässige körperliche Aktivität das Risiko von Parkinson mindern und die Selbstständigkeit verlängern kann.

Die Reha Rheinfelden verfügt mit den Möglichkeiten der Robotik und der virtuellen Realität über potenzielle Therapieansätze, die wir auch bei Parkinson untersuchen möchten.

Die Therapie der fortgeschrittenen Krankheitsstadien wird komplexer und verschiebt sich zunehmend von den Akutspitälern in die Rehakliniken. Dazu gehören die Optimierung der medikamentösen Therapie einschliesslich der Pumpentherapien sowie die Tiefenhirnstimulation mit einer komplexer werdenden Programmierung.

Aufgrund der Komplexität der Erkrankung und der Therapien profitieren Patientinnen und Patienten von einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzt/innen, Therapeut/innen und Pflegenden in der Klinik und ambulant mit den Kolleg/innen vor Ort in einem Therapie-Netzwerk, was eine meiner Prioritäten ist. In diesem Zusammenhang wird auch eine Parkinsonvisite der Pflege etabliert (siehe Artikel «Weiterbildung zur Parkinson Nurse» von Arina Camenisch). Das nächste Treffen des Netzwerkes Nordwestschweiz wird 2024 in der Reha Rheinfelden stattfinden.

Es stehen uns grosse Herausforderungen bevor, wofür sich aber auch vielversprechende Lösungsansätze anbieten.

PD Dr. med. David Benninger

Stv. Chefarzt Neurologie