Ein Jahr mit Impact für die Zukunft
Im exklusiven Interview sprechen Prof. Dr. med. Leo Bonati, Hanspeter Illi, Matthias Mühlheim und Julia Pappacena über die strategische Neuausrichtung der Reha Rheinfelden, die Akquisition der Salina Medizin AG und der Park-Hotel am Rhein AG sowie die kulturellen und finanziellen Herausforderungen des Wandels. Persönliche Einblicke, klare Visionen und ein gemeinsames Ziel: Die Zukunft der Reha aktiv gestalten.

2024 war für die Reha Rheinfelden vor allem unter einem Gesichtspunkt ein besonderes Jahr. Mit der Akquisition der Salina Medizin AG und der Park-Hotel am Rhein AG hat sich die Klinik für die Zukunft neu aufgestellt. Prof. Dr. med. Leo Bonati, CEO und Med. Direktor, Hanspeter Illi, CFO / Adm. Direktor sowie Matthias Mühlheim, Leiter Strategische Projekte, lassen das Jahr Revue passieren und blicken in die Zukunft.
Akquisition von Salina und Park-Hotel am Rhein als Meilenstein
Das unbestrittene Highlight bzw. der grösste Meilenstein im 2024, hält Leo Bonati zu Beginn des Gespräches fest, ist zweifellos die Übernahme der Salina Medizin AG sowie der Park-Hotel am Rhein AG gewesen mitsamt der zugehörigen Geschäftseinheiten – der Reha-Klinik, dem Fachärztehaus, der ambulanten Aussenstandorte, dem Park-Hotel sowie den Altersresidenzen. Hier konnte eine bedeutende, umfassende Struktur übernommen werden. Das sei, so Bonati weiter, in der langjährigen Geschichte der Reha Rheinfelden durchaus eine Zäsur. Matthias Mühlheim, der selbst fast 30 Jahre Reha-Geschichte mitgeprägt hat, bestätigt diese Einordnung: «Die Akquisition ist sicher einer der grössten strategischen Schritte in der Geschichte der Klinik.» Allerdings zeichne es die Reha Rheinfelden auch aus, immer wieder wichtige Weichenstellungen vorgenommen zu haben, die sich positiv auf die zukünftige Entwicklung und Ausrichtung ausgewirkt haben
Für den Markt und auch die Öffentlichkeit kam die Übernahme durchaus überraschend und wurde als «Coup» wahrgenommen. Hanspeter Illi betont aber, dass der Schritt selbstverständlich nicht unvorbereitet geschehen sei. Grundüberlegungen zu Wachstumsmöglichkeiten in einer sich weiter konsolidierenden Reha-Landschaft mit Tendenzen zu grösseren Gruppen und der Zentralisierung von Dienstleistungen seien schon seit längerem immer wieder in die strategischen Diskussionen eingeflossen. Dennoch ist es eine glückliche Fügung, dass sich die konkrete Möglichkeit einer Übernahme dann doch relativ rasch ergeben hat.
Der Zusammenschluss ist von den anderen Akteuren im Gesundheitswesen sehr gut aufgenommen worden.
Prof. Dr. med. Leo Bonati, CEO / Med. Direktor
Gestärkte Position der Reha Rheinfelden in der Schweizer Reha-Landschaft
Wie wirkt sich die Fusion auf die Position der Reha Rheinfelden in der Schweizer Reha-Landschaft aus? Unmittelbar, meint Bonati, sei der Zusammenschluss sehr gut aufgenommen worden von den anderen Akteuren im Gesundheitswesen. Insbesondere auch lokal überwiegen die positiven Stimmen, die froh sind, dass ein lokaler Player diese Akquisition tätigen konnte und nicht jemand von aussen. Und regional, so Bonati weiter, kann die Reha Rheinfelden ihre marktführende Position in der Nordwestschweiz ausbauen und ihre Bedeutung in der Versorgungskette mit den zuweisenden Kliniken weiter stärken. Das wird auch von Seiten der Zuweiser als sinnvolle Entwicklung betrachtet, die viele Prozesse vereinfacht. Landesweit, ergänzt Mühlheim, gehöre die Klinik inzwischen durchaus auch zu den grösseren Rehabilitations-Betrieben, wobei man sich weiterhin primär durch Qualität und nicht durch Grösse hervorheben wolle. Natürlich weckt die neue Situation auch Erwartungen, insbesondere was die Entwicklung des Park-Hotels mit der Gastronomie bzw. geplante Bauprojekte betrifft. Zusammenfassend lasse sich aber sagen, dass die Übernahme mehrheitlich kritisch-wohlwollend betrachtet wird.
Die Integration verschiedener Kulturen als Herausforderung
Welche Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Integration der drei Unternehmen mit ihren jeweiligen Kulturen, stehen nun in nächster Zeit im Fokus? Die Geschäftsleitung ist sich durchaus bewusst, dass ein so einschneidendes Projekt zunächst auch Ängste auslöst. Es sei, so Mühlheim, aber aus seiner Sicht gelungen, durch eine frühzeitige Kommunikation Klarheit über die Pläne zu schaffen, eine Vision zu vermitteln und auch glaubhaft zu versichern, dass niemand Angst um seinen Arbeitsplatz haben muss. Hanspeter Illi ergänzt, es habe auch relativ wenig Fluktuation gegeben, was positiv zu werten sei. Dennoch ist ihm wichtig, zu betonen, dass der Prozess des Zusammenwachsens und der kulturellen Integration mit der formalen Übernahme nicht abgeschlossen ist, sondern jetzt erst richtig beginnt.
Unser Businessplan ist sehr solide, weil konservativ gerechnet.
Hanspeter Illi, CFO / Adm. Direktor
Finanziell mit solidem Businessplan unterwegs
Was sind die finanziellen Implikationen der Übernahme? Eine Akquisition dieser Grössenordnung, stellt Illi klar, lässt sich natürlich nicht aus der Portokasse bezahlen. Die Klinik musste Fremdkapital aufnehmen und diese Fremdverschuldung schlägt sich in der Bilanz nieder. Der Business-Plan, führt Illi weiter aus, sei aber sehr solide, weil konservativ gerechnet. Wichtig sei auch, festzuhalten, dass mit der Salina und dem Park-Hotel am Rhein sehr stabile, gut laufende Betriebe übernommen wurden, was eine gute betriebswirtschaftliche Basis schaffe. «Nichtsdestotrotz: Es sind Schulden, die wir zurückführen müssen.» Deshalb sei auf die Profitabilität zu achten. Am Schluss gilt: «Cash is King.» Ziel des Business-Plans sei es, in rund 10 Jahren bilanziell wieder dort zu stehen, wo man vor der Akquisition war. Wenn das gelingt, so Illi, ist die Reha stabil unterwegs – und bereit für neue Projekte.
Mittel- und langfristig Mehrwert schaffen
Aus einer mittel- bis längerfristigen Perspektive sieht Bonati die Reha Rheinfelden durch die Akquisition in vielerlei Hinsicht gut aufgestellt: Die starke Marktposition in der Nordwestschweiz, die Synergien im Zusammenspiel zwischen Medizin und Hotellerie, die fachlich-medizinische Ausrichtung auf Disziplinen, die dem demografischen Wandel Rechnung tragen, die Möglichkeit mit neuen Bauprojekten die Infrastruktur weiter auszubauen – all das sind laut Bonati Faktoren, die Mehrwert schaffen. Im Weiteren sei man auch bei Trends wie verstärkten ambulanten Angeboten, telemedizinischen Lösungen, der datenbasierten Rehabilitation und Prävention mit innovativen Ansätzen an vorderster Front mit dabei.
Ein Jahr mit vielen weiteren Höhepunkten
Neben der Akquisition stand natürlich auch der laufende Betrieb in der Reha Rheinfelden nicht still. Im Gegenteil: 2024 war ein Jahr mit diversen Aktivitäten und vielen weiteren Höhepunkten.
Personalfest: ein wichtiger Identifikationsfaktor
Noch nicht im konkreten Kontext der Fusion hat im Sommer 2024 wiederum ein grosses Personalfest stattgefunden – ein Highlight für die gesamte Belegschaft der Reha Rheinfelden. Für Bonati ist es das zweite Personalfest, das er miterlebt hat, und er hebt hervor, wie bedeutend dieser Anlass für das Team und die Identifikation mit dem Unternehmen ist. Aus seiner Sicht als Arbeitgeber sei es ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung, auch mal in einem grösseren Rahmen gemeinsam zu feiern und man habe auch ohne expliziten Bezug zur Akquisition ein gewisses neues Selbstverständnis gespürt, dass man jetzt – auch nach den etwas schwierigeren durch Corona geprägten Jahren – als Reha und als Team aus einer neuen Position der Stärke gemeinsam in die Zukunft gehen kann.
Mühlheim stimmt dem zu und weiss aus langjähriger Erfahrung, dass man an solchen Anlässen tatsächlich gut den Spirit und die Kultur wahrnimmt, die im Unternehmen vorherrschen. Das Wachstum der Klinik ist dabei durchaus eine Herausforderung: «Es spielt schon eine Rolle, ob man ein Fest mit 500 Mitarbeitenden oder 800 macht. Gerade, wenn es verschiedene Betriebskulturen zu vereinen gilt.»
Dessen ist sich auch Illi bewusst. In Zukunft werde das Personalfest daher sicher unter einem gemeinsamen Dach – zusammen mit den neuen Kolleginnen und Kollegen von Salina und Park-Hotel – stattfinden und einen Beitrag leisten, um noch enger als Team zusammenzuwachsen.
Rezertifizierungen: EFQM und Friendly Workspace
Qualität ist nicht nur ein spürbarer Mehrwert für Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende, sondern bis zu einem gewissen Grad auch ein messbarer Faktor. In diesem Sinne, so Bonati, lege die Reha Rheinfelden auch viel Wert auf Zertifizierungen, die von den Qualitätsbemühungen zeugen. Doch neben dem Resultat sei immer auch der Prozess spannend: «Es gibt immer auch nach innen wertvolle Einsichten, wenn man von einem Audit-Team durchleuchtet wird und sich intensiv mit diversen Prozessen auseinandersetzen muss.» Insbesondere die alle drei Jahre stattfindende EFQM-Zertifizierung der European Foundation for Quality Management sei interessant, da dem Modell eine starke Prozessorientierung zugrunde liegt, was gut zur Reha mit ihrem starken Fokus auf die Abstimmung von Vision, Strategie und operativem Geschäft passe. Ergänzend hält Mühlheim fest: «Die Klinik orientiert sich bereits seit 2011 am EFQM-Modell und freut sich über die erfolgreiche Rezertifizierung 2024.»
Ebenfalls wertvoll ist die Rezertifizierung als «Friendly Workspace». Illi freut sich, dass das Engagement für die Gesundheit der Mitarbeitenden in einem Re-Assessment erneut bestätigt wurde. Besonders positiv hervorgehoben wurden die Erweiterung der Ressourcen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), die verbesserten Partizipationsmöglichkeiten der Mitarbeitenden sowie die optimierte Kommunikation im Rahmen des BGM.
Innovationspreis von HR Swiss für das Projekt «Start-up-Abteilung»
Im Rahmen der «Swiss Arbeitgeber Award»-Verleihung darf sich die Reha Rheinfelden über den Sonderpreis für innovative Arbeitsweltenprojekte freuen. Diese Auszeichnung im Bereich Pflege für das Projekt «Start-up-Abteilung» freut Bonati ganz besonders: Im Rahmen des nun ausgezeichneten Projekts werden die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team und die Eigeninitiative gefördert. Absolventinnen und Absolventen der Pflegeausbildung haben die Möglichkeit, neue Ideen mit einzubringen, innovative Ansätze zu testen, Erkenntnisse aus der Ausbildung direkt in die Praxis umzusetzen und so die pflegerische Tätigkeit weiterzuentwickeln. Die Start-up-Abteilung, führt Bonati weiter aus, werde dabei eng durch das Qualitätsmanagement wie auch das Personalwesen begleitet. Auch Illi zeigt sich zufrieden und stolz, dass das im Oktober 2023 gestartete Projekt Früchte trägt und durch die Auszeichnung auch eine offizielle Würdigung erhält.
Die Mitarbeitendenumfrage zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind - mit Resultaten die teils deutlich über dem Branchenschnitt liegen.
Matthias Mühlheim, Leiter Strategische Projekte / Direktor
Mitarbeitendenumfrage mit sehr guten Werten
Der direkteste Indikator für den Grad an Zufriedenheit – oder gegebenenfalls auch Unzufriedenheit – im Team ist eine Mitarbeitendenbefragung. Die Reha Rheinfelden, betont Mühlheim, nehme dieses Feedback sehr ernst und führe seit vielen Jahren regelmässig entsprechende Umfragen durch. Umso grösser ist die Genugtuung, dass die Resultate der durch das Institut icommit begleitete Erhebung im September 2024 durchwegs positiv sind – angefangen bei der starken Rücklaufquote von 80 %. Ob in den Kategorien «Commitment», «Weiterempfehlung», «Attraktivität als Arbeitgeberin» oder «Gesamtzufriedenheit»: die Ergebnisse zeigen in vielen Bereichen eine positive Entwicklung auf und liegen – teils deutlich – über dem Branchendurchschnitt. Weitere Verbesserungen, etwa bei den Themen Work-Life-Balance oder Arbeitsbelastung, seien, so Leo Bonati, weiterhin im Fokus und würden von der Klinik auch angestrebt.
Den Weg in die Zukunft gemeinsam weitergehen
Was bringt nach einem bewegten, erfolgreichen 2024 die Zukunft? Mühlheim verweist auf verschiedene Bau- und Infrastrukturprojekte, die geplant sind: So steht in der Reha Rheinfelden eine Gesamtküchensanierung an. Ein logistisch anspruchsvolles Unterfangen, da die Küche samt Crew für rund ein halbes Jahr ausgelagert werden muss. Des Weiteren sei man in Kollaboration mit dem Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) in Absprache mit der Stadt Rheinfelden dabei, ein Parkhaus-Projekt zu entwickeln. Und schliesslich habe man im Rahmen der Akquisition des Park-Hotels am Rhein auch ein Bauprojekt gekauft, dessen detaillierte Machbarkeit nun intensiv geprüft wird.
Hanspeter Illi knüpft seinen persönlichen Ausblick an einen grossen Dank an Matthias Mühlheim: Er freut sich, als neuer Administrativer Direktor in die grossen Fussstapfen seines Vorgängers treten zu dürfen, täglich weiter in die Rolle hineinzuwachsen und mit grossem Elan die vielfältigen Herausforderungen anzupacken.
Leo Bonati schliesst sich dem Dank an Matthias Mühlheim an, der in seiner langjährigen Tätigkeit viel zum Erfolg der Reha Rheinfelden beigetragen habe. Er betont, dass es nun im nächsten Jahr auch wichtig sei, sich nach dem Entwicklungsschub des letzten Jahres etwas Zeit für die Konsolidierung zu nehmen, die neuen Mitarbeitenden von Salina und Park-Hotel am Rhein näher kennenzulernen und den Weg in die Zukunft gemeinsam weiterzugehen.