«Ich möchte die Erfahrung nicht missen»

Schauspieler und Schlaganfallpatient Joey Zimmermann

Wir treffen Joey Zimmermann in der Stadtbibliothek Rheinfelden, von dessen Terrasse man einen wunderschönen Ausblick auf den Rhein geniessen kann. Bereits vor 4 Jahren durften wir Ihn zu seiner Krankheitsgeschichte befragen und sind gespannt, wie es ihm heute geht.

Meine physischen Fähigkeiten waren dank der intensiven Rehabilitation schnell wiederhergestellt und auf einem guten «normalen» Niveau. Mit der Sprache hatte ich jedoch bedeutend mehr Mühe. Als Schauspieler kann man auf diese Fähigkeit schwer verzichten, weshalb ich täglich Sprechübungen machte und laut vorlas. Heute wird diese Beeinträchtigung von denen, die mich vorher nicht kannten nicht immer wahrgenommen. Ich selbst merke es aber sehr wohl und es stört mich, dass ich das vorherige hohe Niveau nicht wieder erreicht habe. Ich habe zum Teil Mühe, präzise Worte für eine gewünschte Aussage zu finden, weshalb ich mich dann mit anderen, weniger treffenden Bergriffen begnügen muss.

Mein Wiedereinstieg in die Schauspielerei war wie erwartet schwierig. Ich hatte jedoch das Glück in einem Theater-Projekt mitzuarbeiten, in dem ich einen Alzheimer Patienten spielen sollte, der u.a. an einer Aphasie litt. So konnte ich die anfängliche Sprachstörung zu meinem Vorteil nutzen. Ansonsten backe ich eher kleinere Brötchen, zumal ich mich vor zwei Jahren auch noch einer Herzoperation unterziehen musste. Offensichtlich neige ich zur Herzarterienverkalkung, weshalb mir 3 Bypässe eingepflanzt wurden.

Die regelmässigen Therapien bringen eine Struktur in mein Leben

Die Therapien in der Reha Rheinfelden tun mir aber nach wie vor gut. Ich habe 2-3 Therapien pro Woche (Logopädie und Psychologie). Da meine Logopädin mal an einer Schauspielschule gelernt hat, kann Sie sich gut in meine Lage hineinversetzen und auf meine spezifischen Bedürfnisse eingehen.

Im Grossen und Ganzen geht es mir aber gut. Die regelmässigen Therapien bringen eine Struktur in mein Leben. Ich spüre zudem immer eine grosse Demuth, sobald ich in die Klinik komme und andere Personen sehe, denen es weitaus weniger gut geht wie mir. Trotz oder gerade wegen den vielen Hürden die ich in den letzten Jahren zu überwinden hatte, möchte ich die gemachte Erfahrung nicht missen. Ich habe zwar Fähigkeiten verloren, doch dadurch auch andere und vielleicht bessere dazu gewonnen, welche ich vorher nicht für möglich hielt sie zu erwerben, zum Beispiel bewusst weniger zu machen, das Kleine geniessen und damit genügsam zu sein.

Reha Rheinfelden

Rehabilitationszentrum