Die vielen Therapien haben mir sehr geholfen!

Nach einem Schlaganfall muss Fritz Nussbaumer vieles wieder lernen. Aufgegeben hat er aber nie.

Eine plötzliche, unerwartete Armbewegung, ein schweres Bein und am Morgen nicht mehr aufstehen können: Als er diese Ereignisse in Folge erlebt hat, wusste Herr Nussbaumer, dass etwas nicht stimmt. Es war der Beginn einer intensiven Therapie-Zeit.

Fritz Nussbaumer war Ende April mit seiner Frau mit dem Auto unterwegs, als sein Arm plötzlich eine unerwartete Bewegung machte. Er konnte es damals nicht richtig einordnen, da sich der Arm gleich wieder ganz normal anfühlte. Am Abend desselben Tages fühlte sich hingegen sein Bein plötzlich an, als wäre es am Boden angeklebt. Da es ihm aber auch da wieder schnell besser ging, schenkte er dem Ereignis keine allzu grosse Beachtung. Tags darauf konnte er jedoch nicht mehr aufstehen. Da wusste er, dass da etwas gar nicht stimmt. Eine Ambulanz brachte Herrn Nussbaumer daraufhin direkt nach Aarau ins Stroke Center des Kantonsspitals Aarau (KSA).

Nach eingehender Untersuchung vor Ort wurden eine Sprachstörung und eine Lähmung der rechten Körperhälfte, eine sogenannte Hemiparese rechts, festgestellt, allerdings fluktuierend ausgeprägt, das heisst die Symptome veränderten sich. Bei der anschliessenden CT-Angiographie (Computertomographie mit Darstellung der Hirngefässe) stellte man ausser einer diskreten Durchblutungsverzögerung in einem Hirnareal keine signifikanten Veränderungen fest, weshalb Herr Nussbaumer auf die Schlaganfall Überwachungsstation (Stroke Unit) aufgenommen wurde. Die beim Eintritt festgestellte Symptomatik war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder schwächer ausgeprägt. Es wurde in der Folge eine MRI-Untersuchung am Kopf durchgeführt, welche schliesslich eine Ischämie, also einen Schlaganfall, zeigte. Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine 3-Etagen-Venenthrombose. Da es sich um ein Rezidiv (Rückfall) handelte, wurde eine Tumorsuche eingeleitet (CT-Thorax/Abdomen).

«Während für mich ein geeigneter Platz für die Rehabilitation gesucht wurde, wurde ich bereits therapiert. Zu Beginn gab es aber nur wenige erkennbare Fortschritte. Ich brauchte für alles Hilfe.» Schliesslich in die Reha Rheinfelden verlegt, hatte Fritz Nussbaumer vier bis sechs Therapien pro Tag – Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie und noch vieles mehr.

Reha: Herr Nussbaumer, wie war es für Sie, als Sie die Diagnose erhielten?

Fritz Nussbaumer: Im ersten Moment haben mich die Einschränkungen gar nicht so viel ausgemacht. Ich nahm an, dass alles schnell wieder so wird wie vorher. Ich bin Optimist und nicht traurig über den Vorfall. Ich dachte: "mit der richtigen Behandlung wird das wieder". Man muss es halt nehmen, wie es ist. Ich habe mir aber schon Gedanken gemacht, wie es nun weitergeht und was danach passiert. Ich fühlte mich vor dem Ereignis noch absolut fit. Ich ging regelmässig ins Turnen und in die Gymnastik – auch Walking mochte ich sehr. Im Winter ging ich auch mal Schwimmen und in die Sauna.

 

Ich fühlte mich vorher wie ein Fisch im Wasser und nachher wie ein Fisch auf dem Land.

Wie ging es nach der Erstversorgung weiter?

Nach der Diagnose kam ich bereits nach wenigen Tagen auf die Frührehabilitation der Stroke Unit. Während für mich ein geeigneter Platz für die Rehabilitation gesucht wurde, wurde ich bereits therapiert. Zu Beginn gab es aber nur wenige erkennbare Fortschritte. Ich brauchte für alles Hilfe. Als ich in die Reha Rheinfelden verlegt wurde ging es gleich richtig los. 4 bis 6 Therapien pro Tag - Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie und noch vieles mehr.

Wo haben Sie im Laufe der Rehabilitation die meisten Fortschritte erzielt?

Mittlerweile kann ich wieder mit einem Stock etwas gehen, obwohl es im Hüftbereich noch nicht ideal läuft. Das Training im MTT im Rahmen der Physiotherapie tut mir sehr gut.

Was hat Ihnen am meisten geholfen?

Insbesondere die Intensität der Therapien war für mich entscheidend. Deshalb habe ich jede mögliche Verlängerung meines stationären Aufenthalts in der Reha sehr befürwortet. Aufgrund der vielen Therapien konnte ich stetig Fortschritte erzielen! Die Therapeutinnen und Therapeuten sind sehr kompetent, ich bin bestens zufrieden. Sie gehen auf einen ein und ich habe mich einfach wohl gefühlt. Auch dass ich über einen längeren Zeitraum von den gleichen Therapeutinnen und Therapeuten behandelt wurde habe ich sehr geschätzt. So konnte ich Vertrauen aufbauen, was sicher hilfreich war.

Wo haben Sie noch Defizite?

Reden ist für mich immer noch schwierig, jedoch gut möglich. Auch im Hüftbereich bin ich noch geschwächt. Der Arm ist jedoch etwas störend. Ich konnte beim Eintritt ins Spital den Arm noch bewegen. Erst am Folgetag ging nichts mehr. Ich mache aber stetig Fortschritte. Ich denke ich brauche noch etwas Zeit.

 

Wie bleiben Sie motiviert und positiv?

Ich hatte nie Probleme mich zu motivieren. Ich bin sehr interessiert und stets fasziniert, wie die Therapeutinnen und Therapeuten alles sehen, wo und was nicht stimmt, und was getan werden kann. In einer Gruppentherapie habe ich zudem miterlebt, dass eine Patientin mit ihrem beeinträchtigten Arm plötzlich wieder einen Ball fassen konnte. Dies gibt mir Zuversicht.

 

Was hat Ihnen nebst den genannten Therapien sonst noch geholfen?

Dinge für das Wohlbefinden wie Massagen und Therapien im Sole- Wasser sind sehr wichtig. Auch das Essen war sehr gut und wenn der Aufenthalt dann halt länger dauert, wiederholt sich ab und zu die Speisekarte. Doch die Köche waren sehr kreativ "Augenzwinkern". Vor allem das Selbstbedienung- Buffet und die täglich frischen Früchte waren hervorragend.

Welchen Ratschlag würden Sie anderen neurologischen Patienten geben, die sich in der Rehabilitation befinden?

Nie aufgeben! Die Therapeutinnen und Therapeuten haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich es schaffen kann.

Wie hat sich die Beziehung zu Familie und Freunden seit Ihrer Krankheit entwickelt?

Ich habe liebe Freunde und Bekannte und auch die Familie ist viel auf Besuch gekommen. Freunde waren zum Teil auch schon in einer ähnlichen Situation.

 

Wie geht es für Sie nach dem stationären Aufenthalt weiter?

Meine Frau und ich sind schon beide über 80 und zum Glück vor Kurzem von einem zweistöckigen Haus in eine neue altersgerechte Wohnung gezogen. Zudem ist fast alles was wir für den täglichen Bedarf benötigen, in unserem Dorf erhältlich. Meine Frau hat auch eine Beeinträchtigung und darum auch nicht so mobil. Wir nutzen das Angebot der Spitex und der Haushaltshilfe schon seit längerem und sind sehr zufrieden.

Die Nachsorge wird in der unmittelbaren Umgebung unseres Wohnortes organisiert. In die Reha Rheinfelden zu kommen, wäre für uns fast nicht möglich, da wir nun beide nicht mehr Autofahren können. Den Führerausweis habe ich freiwillig abgegeben. Ich hatte schon vor dem Ereignis daran gedacht, doch da ich mich noch fit genug fühlte, hatte ich es doch noch etwas rausgeschoben. Ich bin einfach froh, dass beim Vorfall mit dem Auto im Frühling niemand zu Schaden gekommen ist.

Reha Rheinfelden

Rehabilitationszentrum